Hyperakusis – Ursachen, Behandlung und Therapie bei Geräuschempfindlichkeit

Hyperakusis ist eine besondere Form von Geräuschüberempfindlichkeit. Sie beruht auf einer Störung der Verarbeitung von Schallsignalen in den Zentren der menschlichen Hörbahnen. Neben der verminderten Fähigkeit, Geräusche zu tolerieren, kann die Hyperakusis Ängste und Aggressionen erzeugen und so weit verstärken, dass sich die Betroffenen stark in ihren sozialen Kontakten eingeschränkt fühlen.
Die Hyperakusis ist erfolgversprechend behandelbar, z.B. mit Hilfe der Retraining Therapie.

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Die Fakten zur Geräuschempfindlichkeit:

  • Überreizung des Hörsystems mit Geräuschüberempfindlichkeit
  • auf einem oder beiden Ohren möglich
  • ist weitgehend unabhängig von der tatsächlichen objektiven Lautstärke
  • Ursachen sind sehr vielfältig
  • rund 25 – 30 % der Tinnitus-Patienten sind betroffen
  • in Deutschland leiden etwa 800.000 Menschen unter behandlungsbedürftiger Hyperakusis / Geräuschüberempfindlichkeit

Symptome der Hyperakusis – körperliche und psychische Krankheitsbilder

So erkennen Sie die Anzeichen und Symptome einer Geräuschüberempfindlichkeit

Symptome Hyperakusis

Quelle: shutterstock / maridav

Um Hyperakusissymptome zu erkennen sollte man wissen, dass unser Gehirn in der Regel in der Lage ist, unwichtige und wichtige Geräusche voneinander zu trennen. Sie werden im unbewussten Teil unserer Hörbahn gefiltert und emotional bewertet. So können wir beispielsweise alltägliche Umweltgeräusche einer Straße oder eines Supermarkts ausblenden. Menschen mit Hyperakusis hingegen zeigen eine Störung bei der Verarbeitung bzw. Einordnung der Geräusche, bei der genau das Gegenteil passiert: sie werden als viel zu laut wahrgenommern.

Die Betroffenen einer Hyperakusis-Erkrankung empfinden viele alltägliche Geräusche manchmal als Qual. Sie können darauf mit Symptomen wie Erschrecken, gesteigerter Nervosität, ängstlichem oder aggressivem Verhalten reagieren.

Hyperakusis Symptome – körperliche Reaktionen:

  • Schmerzen im Ohr/Kopfbereich durch überhöhte Nackenspannung beim Einziehen des Kopfes
  • Augen-,Kopf-und Körperwendung weg vom Reiz
  • Schweißausbrüche
  • erhöhter Blutdruck
  • trockener Mund
  • Herzrasen

Welche Symptome der Hyperakusis in welcher Intensität auftreten, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Bei einigen verstärken sie sich durch stressige Situationen. Oft führt die Überempfindlichkeit dazu, dass die Betroffenen starke Ängste ausbilden und die Geräusche so weit wie möglich vermeiden. Das wiederum führt zu einem weitgehenden Rückzug aus dem sozialen Leben.

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Risikofaktoren – Ursachen einer Hyperakusis

Hyperakusis hat sehr viele Ursachen, genau wie Tinnitus oder Misophonie. Sie kann isoliert als eine eigenständige Erkrankung ebenso vorkommen wie als Folge oder im Zusammenwirken mit Tinnitus, einer psychischen oder organischen Erkrankung anderer Art.

Zu den häufigsten Hyperakusis Ursachen gehören Hörschäden, die heutzutage durch die permanente Einwirkung von Lärm stark zunehmen. Weiterhin gibt es eine Sonderform der Hyperakusis, die als Migräne auftritt. Bestimmte Epilepsieformen, Medikamenten-Nebenwirkungen oder Borreliose können ebenfalls Hyperakusis auslösen.

Eine Aktivierung des limbischen und des vegetativen Nervensystems kommt nur sekundär vor. Funktionale Verbindungen zwischen dem auditiven, limbischen und dem vegetativen Nervensystem sind normal. Als Resultat von Geräuscheinwirkungen werden starke Reaktionen, die innerhalb der Hörbahn vorkommen, reflektiert. Die Stärke der Reaktion wird nur von den physikalischen Eigenschaften des Geräusches bestimmt, z.B. Spektrum und Intensität.

Hyperakusis Ursachen – mögliche psychische und organische Wurzeln

  • Knalltrauma
  • Hörsturz
  • Lärmbeeinflussung
  • Epilepsie
  • Gesichtslähmung
  • Angst-, Panikstörungen
  • Depression
  • psychotische Erkrankungen
  • Stress, psychische Belastungen
  • Morbus Menière
  • Multiple Sklerose

Hyperakusis nach einem Knalltrauma

Generell ist Lärm ab 85 dB schädigend für das Ohr, daher ist in Industriebetrieben Lärmschutz vorgeschrieben. Sehr laute Lärmereignisse wie Feuerwerk, eine Explosion, Jets, ein Schuss können ein Knalltrauma auslösen, das zu einer Hyperakusis führt. Hier muss sofort ein HNO-Arzt aufgesucht werden, um die Behandlung so schnell wie möglich zu beginnen.



Hyperakusis und Angststörungen, Depressionen und somatoforme Störungen

Seelische Gesundheitsstörungen wie Angststörungen, Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen können mit Hyperakusis auftreten. Es liegt jedoch keine gesicherte Studienlage vor. Nicht jeder, der unter Hyperakusis leidet, hat Angststörungen, nicht jeder, der unter Angststörungen leidet, hat Hyperakusis. Tritt die Hyperakusis nur in einem Ohr auf, deutet dies darauf hin, dass es sich um eine rein organische Ursache handelt. Wenn der HNO-Arzt die Zusammenhänge erkennt, wird er fachübergreifend weitere Massnahmen in Erwägung ziehen.


Medikamente als Ursache für Hyperakusis

Es gibt Medikamente, die für die Ohren schädlich sind. Hier gilt es, den Beipackzettel zu beachten. Für das Ohr schädliche Medikamente erkennt man an Begriffen wie:

  • haarzellschädigend
  • hörzellschädigend
  • Hörverlust
  • ototoxisch (giftig für die Ohren)
  • Tinnitus

Hyperakusis oder Misophonie werden in der Regel im Beipackzettel (noch) nicht genannt, aber Medikamente, die Tinnitus/Hörverlust auslösen, können auch Hyperakusis/Misophonie auslösen.



Diagnose einer Hyperakusis

Hyperakusis ist diagnostizier- und messbar. Ein geschulter HNO-Facharzt führt bei einer Hyperakusis Diagnose verschiedene audiologische Testverfahren durch. Um das gesamte Ausmaß der Hyperakusis zu diagnostizieren und bessere Behandlungsmaßnahmen ergreifen zu können, ist auch das ausführliche Gespräch mit dem Patienten erforderlich.


Behandlung der Hyperakusis

Hyperakusis Behandlung

Welche Therapie und Behandlung bei Hyperakusis angewandt wird, richtet sich:

  1. nach der Grunderkrankung (sofern eine Erkrankung eindeutig als Ursache für die Geräuschüberempfindlichkeit ausgemacht werden kann)
  2. den individuellen Auswirkungen der Hyperakusis, z.B. einem sozialen Rückzug oder der Entwicklung einer Angststörung
  3. nach dem subjektiven Empfinden des Schweregrads der Hyperakusis

Ist keine ursächliche organische Erkrankung festzustellen, so richtet sich die Therapie in der Regel danach, die Geräuschüberempfindlichkeit auszugleichen. Bei vielen Betroffenen entwickelt sich die Geräuschempfindlichkeit zu einem Teufelskreis: Aus dem Versuch, die Geräusche zu vermeiden, meidet der Betroffene die Orte, an denen die Belastung für ihn besonders hoch ist. Das führt wiederum dazu, dass sein Hörsystem noch empfindlicher wird, dass er sich sozial immer mehr abkoppelt und Ängste oder Depressionen entwickelt, z.B. die Angst, davor, dass sich die Empfindlichkeit noch verstärkt, was im Endeffekt auch so empfunden wird.

Laut Prof. Jastreboff und Dr. Margaret Jastreboff verläuft die Therapie wie folgt:

  • Entscheidend ist es, einen speziell ausgebildeten HNO-Arzt aufzusuchen, der die nötigen Tests durchführen kann und auf Grund der Ergebnisse eine fundierte Diagnose stellen kann. Das Gleiche gilt für den Akustiker, auch er braucht eine spezielle Ausbildung, um die Geräte, falls nötig. optimal anpassen und einstellen zu können.
  • Beim spezialisierten HNO-Arzt folgt danach das Beratungsgespräch, in dem die genauen Zusammenhänge zwischen Ergebnissen der individuellen Hörtests und der Symptomatik besprochen werden.
  • Basierend auf den Ergebnissen der Tests arbeitet der HNO-Arzt zusammen mit dem Patienten eine individuelle Geräuschtherapie aus. Für einzelne Patienten kann eine zusätzliche Psychotherapie, Kognitive Verhaltenstherapie oder Entspannungstherapie sinnvoll sein.
  • Der Akustiker erklärt dem Patienten die Handhabung und Einstellung der Geräte und übernimmt die wichtigen Nachkontrollen.

Teilweise hilft allein schon die Diagnosestellung und Aufklärung, denn die Angst vor möglichen bösartigen Erkrankungen bzw. die Angst, die Geräuschüberempfinflichkeit könnte eine psychische Erkrankung sein, ist ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der erfolgreichen Behandlung einer Hyperakusis.



Hyperakusis Noiser – Behandlung mit Rauschgeneratoren

Bei der Behandlung von Hyperakusis sind individuell auf den Hörbefund nach Diagnose eingestellte Hyperakusis Noiser / Rauschgeräte sehr sinnvoll. So erzeugen Hyperakusis Noiser ein leises akustisches Angebot mit kontinuierlichem breitbandigem Rauschen, das vom Benutzer selbst eingestellt werden kann. Die kleinen Geräte werden hinter dem Ohr getragen und helfen dabei, dass Geräusche nicht mehr so störend empfunden werden.
Hyperakusis Noiser werden vom spezialisierten HNO-Arzt verschrieben. Der Gehörgang sollte offen bleiben, damit das normale Hören möglich bleibt. Die Geräuschgeräte bei der Behandlung einer Hyperakusis sollen täglich so lange wie möglich getragen werden, und zwar über einen Zeitraum von 2 – 14 Monaten in einer jeweils ruhigen Umgebung, z.B. bei Aufräumarbeiten im Haushalt, Kochen, Fernsehen, Gesprächen mit 1 – 3 Personen, Lesen oder Handarbeiten, und / oder an Orten, an denen es unangenehm laut ist.
Der Erfolg der Hyperakusis Behandlung mit Noiser (d.h., dass die Ohren wieder stabil werden gegen laute Geräusche) liegt zwischen 85 und 95 %.

Hyperakusis ist gut behandelbar!


Lernen Sie wieder normal zu hören

  • Geräuschfilter normalisieren – Gewöhnung an störende, alltägliche Geräusche
  • Teufelskreis durchbrechen – Ängste abbauen, Hörtherapie, Psychotherapie, Rauschgeneratoren
  • Vermeidungsverhalten ändern – Verzicht auf Gehörschutz


Einsatz von Hörgeräten

  • Sanus Noiser mit dauerhaftem Rauschen – akustische Desensibilisierung
  • dämpft andere, störende Geräusche
  • fördert die Gewöhnung an die als unangenehm empfundenen Geräusche


Hyperakusis bei Kindern

Hyperakusis gibt es in allen Altersgruppen, so auch bei Kindern und Jugendlichen. Eine Hyperakusis bei Kindern und Jugendlichen zeigt häufig ein auffälliges Verhalten wie Schreien, Ohren zuhalten (Schutz), Aggressivität, unsoziales Verhalten, Rückzug, Kontakte vermeiden. Dies sind auch klassische Symptome von ADHS und AVWS, daher sollte die Diagnostik als Abgrenzung unbedingt von einem darauf spezialisierten HNO-Facharzt und evtl. weiteren Spezialisten durchgeführt werden.
Akustisch schwierige Bedingungen, wie sie in Klassenzimmern vorkommen, sind für Schüler, die Beeinträchtigungen des Ohres wie Schwerhörigkeit, Tinnitus, Hyperakusis oder Misophonie haben, immer eine Quelle von starkem Hörstress. Häufig resultiert daraus eine geschwächte Konzentrationsfähigkeit. Kinder, die unter Hyperakusis leiden, erschrecken selbst bei leisen Geräuschen, die sie als zu laut empfinden. Das kann das Klicken eines Kulis sein, Stühlerücken oder Niesen. In einem völlig ruhigen Klassenzimmer während eines Tests ist dies völlig kontraproduktiv. Die Hyperakusis bei Kindern verstärkt sich, der Schüler ist angespannt und kann sich nicht mehr auf die Aufgaben konzentrieren. Tragen diese Kinder Geräuschgeräte, dämpfen sie die störenden Geräusche. Die Kinder sind entspannt, was wiederum ein konzentriertes erfolgsorientiertes Arbeiten ermöglicht.


Hörtraining bei einer Hyperakusis

Hörtraining ist sehr gut geeignet zur Unterstützung der Hyperakusis Behandlung.
Das Hörtraining trainiert folgende Bereiche des zentralen Hörens:

  • Sprachwahrnehmung
  • räumliche Wahrnehmung
  • akustisches Gedächtnis
  • Lautstärkewahrnehmung

Es dient der Erhaltung und Förderung des Hörvermögens und der Beseitigung von Konzentrations- und Schlafstörungen.
Der Fokus des Hörens wird auf das Wesentliche gelenkt und die Betroffenen lernen, unwichtige Geräusche auszublenden. Durch das Training lernt das Gehirn, wieder räumlich zu differenzieren, Lautstärken richtig einzuschätzen und diese wieder als normal zu empfinden. Dies wirkt bei Hyperakusis Betroffenen sehr positiv. Geräusche werden schneller erkannt und Sprache wird aus Lärm besser herausgehört.



Abgrenzung gegenüber Tinnitus

Während die Hyperakusis eine Überempfindlichkeit gegen externe Geräusche ist, ist der Tinnitus die subjektive Wahrnehmung eines Geräuschs, obwohl es kein externes Schallsignal dafür gibt. Diese zwei sehr gegensätzlich erscheinenden Erkrankungen treten allerdings oft zusammen auf. So sind etwa 25 – 30 % der Tinnitus-Patienten parallel auch von einer Hyperakusis betroffen.
Beide Erkrankungen können nebeneinander oder nacheinander auftreten, wobei der Fall „erst Hyperakusis, dann Tinnitus“ häufiger auftritt als die Reihenfolge „erst Tinnitus, dann Hyperakusis“.


Heilung einer Hyperakusis

In der Medizin kann nur dann die Heilung einer Krankheit ärztlich gefördert werden, wenn man die Diagnose gestellt hat und wenn man die Ursache kennt. Die Ursachen sind bei Ohrerkrankungen wie der Hyperakusis jedoch sehr vielfältig, sodass man nicht von vornherein eine Heilung von Hyperakusis versprechen kann. Sicher ist jedoch, dass mit den zur Diagnose passenden Behandlungsmethoden gute Ergebnisse erzielt werden können.



Was können Patienten selbst tun?

Wer von Hyperakusis betroffen ist, kann auch selbst daran „arbeiten“, das Hörempfinden zu normalisieren, z.B. mit Musik oder der Nutzung von Umweltgeräuschen. Wichtig ist hierbei, stets kleine Schritte zu gehen und sich Stück für Stück bestimmten Hörereignissen bzw. Höraufgaben zu widmen, wie bei den unter Behandlung von Hyperakusis angesprochenen Gewöhnungsprozessen.


Musiktherapie bei Hyperakusis

Entscheidend bei einer Musik- und Klangtherapie ist die Wahl der zum eigenen Geschmack passenden Klänge. Das kann klassische Musik sein, muss es aber nicht. Außerdem müssen sich die Betroffenen wirklich auf die Musik/die Klänge konzentrieren, statt sie nebenbei bei anderen Tätigkeiten zu hören.

Die Selbsttherapie kann z.B. folgendermaßen ablaufen:

  1. mindestens 3 x pro Tag mindestens 10 Minuten bewusst Musik hören
  2. diesen Ablauf etwa 5 Tage hintereinander wiederholen.


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Wichtiger Hinweis: Die Informationen oder Inhalte des Beratungsgesprächs ersetzen kein ärztliches Gespräch. Das ist auch nicht unser Anspruch. Ziel unserer Beratungsleistungen ist es, auf Ihre individuellen Probleme einzugehen und Ihnen entsprechend individuelle Hinweise zu geben, z.B. an wen Sie sich zur Diagnose oder Behandlung der Hyperakusis am besten wenden können.

Alle Empfehlungen beruhen auf Erfahrungen. Bitte ziehen Sie keine eigenständigen therapeutischen Konsequenzen bzw. Schlüsse ohne Absprache mit einem behandelnden Arzt.

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